Florian Gasser
16. bis 25. August 2013
Programm
Vernissage Freitag, 16. August, 19 Uhr
mit Konzert THE FRIDGE im Duo
Öffnungszeiten
Do. 18-22 Uhr
Fr. 17-22 Uhr
Sa. und So. 13-16 Uhr
zur Ausstellung / Veranstaltung
Nach der Sommerpause geht es ab August im «eg» mit einer Ausstellung von Florian Gasser wieder los.
Die Ausstellungen im eg verschreiben sich nicht einer spezifischen Kunstgattung und dies zeigt sich in der nächsten Ausstellung von Florian Gasser. Gasser malt Bilder! Keine Installationen, keine Soundcollagen, keine Neuen Medien, sondern Malerei. Der Künstler beschäftigt sich ausschliesslich mit den tradierten Medien der Malerei und Zeichung und dennoch vermögen sich seine Arbeiten im Zeitalter der Diversität und des Mixed-Media durchzusetzen. Dem Betrachter eröffnen sich künstlerische Prozesse, Strukturen, sowie die Komplexität unserer Wahrnehmung.
Sein CV könnt ihr auf dieser Seite einsehen (scroll down).
Das «eg» behält sich vor einen Werbe- oder Pressetext der Ausstellung zu verfassen und möchte so gleich das Wort den eingeladenen Schreibenden überlassen. Der kritische Ausstellungsbericht zur Ausstellung von Florian Gasser wird am 17. August 2013, einen Tag nach der Vernissage, online publiziert.
zum Künstler, zur Künstlerin
Ausstellungskritik
«FLORIAN GASSER»
Ausstellung vom 16.August bis 25. August 2013, Ausstellungsraum eg
Von REGINA ERDÖS-SOINI, 17. August 2013
Die Pluralität der heute gängigen, künstlerischen Ausdrucksformen wie beispielsweise Street Art, Conceptual Art, Minimal Art und Computer Art hat einige Kunstschaffende wie Florian Gasser nicht davon abgehalten, sich wieder oder immer noch den tradierten Medien des Zeichnens auf Papier und Malens mit Ölfarbe auf Leinwand zuzuwenden. Diese traditionelle, bildliche Darstellungsweise entspricht einer „ungleichzeitigen“, künstlerischen Einstellung, die gleichzeitig im Hier und Jetzt stattfindet. Die Gleichzeitigkeit heterogener Teile wird als evidentes Merkmal der Nachmoderne taxiert.
Die Hängung einer kleinen Auswahl des künstlerischen Schaffens in der Ausstellung im eg Aarau wurde vom Künstler selbst kuratiert. Sowohl seine Malereien als auch seine Zeichnungen verschreiben sich den künstlerischen Prinzipien von Unschärfe und Verfremdung: Es geht demnach Florian Gasser nicht um eine nachahmende Abbildung realer Alltagswelten oder Menschen, noch weniger um eine Schematisierung oder Stilisierung in allgemeingültige Formen, sondern um Entwürfe, die in der visuellen Wahrnehmung keinem eindeutig definierten Objekt unseres mentalen Bildgedächtnisses zugeordnet werden können. Gerade Unschärfe und Verfremdung machen die Faszination seiner Bilder aus und fordern den Betrachter zu einer „Mitarbeit“ an einer konstruierten Wirklichkeit auf.
Die Farbgebung der Ölbilder erfolgt oft in halbtransparenter Schichtenauftragung. Seine Bilder beinhalten meistens alle Primärfarben. In der ganz bewussten Abfolge und Abtönung entsteht ein subtiles Zusammenspiel der Farben, das eine intensive Präsenz ausstrahlt und sich zu einer Tiefenwirkung steigern kann. Durch pastos aufgetragene, opake Farben mit sichtbarem Duktus des Pinsels wiederum erhalten gewisse Bilderflächen dreidimensionale Strukturen. Bei andern Werken hatte der Künstler zwei Bildflächen aufeinander gelegt, deren Farben noch nicht getrocknet waren. Beim Trennen der beiden Bilder entstehen auf diese Weise Leerstellen und Strukturen, und der Zufall wird als Kreator mit einbezogen.
In diesem Kontext spricht Florian Gasser von äusserer Realität, die wir visuell wahrnehmen, und der subjektiven Realität unseres mentalen Bildreservoirs: Für ihn funktioniert der Mensch wie eine Membran, welche diese beiden „Realitäten“ trennt. Man könnte ebenso gut von einer mentalen Überlagerung der Bilder und Neufindung durch unsere Imagination sprechen, durch welche sich eigene, ganz individuelle Zeichen und Figuren konstituieren.
Wie lässt sich das künstlerische Schaffen Florian Gassers attributiv charakterisieren? Die Malereien wirken reflektiert, ästhetisch, ausgewogen, eher konventionell als innovativ, eher introvertiert als expressiv. Die Naturbezogenheit in der Motivwahl scheint Ausdruck seiner Innenwelt zu sein. Die Gesichter, die er intuitiv und meistens in einem Zug zeichnet, erwecken den Eindruck von Verspieltheit in ihrer Abstraktion und Auflösung in Arabesken. Seine Werke tragen ausser wenigen Ausnahmen keine Titel. Die Assoziationen des Rezipienten sollen nicht in eine vorgeschriebene Richtung verlaufen, sondern nach allen Seiten offen bleiben.
Man kann sich beim Betrachten von Florian Gassers Bildern die Frage stellen, wie weit sie überhaupt eines vermittelnden oder kritischen Kommentars bedürfen, da weder seine Malweise noch seine Motive unverständlich und schon gar nicht auf Konfrontation aus sind. Wir treffen auf Alltägliches wie Natur und Menschen. Durch deren prozessuale und unscharfe Darstellung im Bilde werden unsere Seh- und Denkgewohnheiten aufgebrochen, und in ihrer sozialen Bezogenheit erweitern sie unser Menschen- und Weltbild. Gerade dieses Phänomen kann als essentiell für die Gegenwartskunst gesehen werden. Dabei ist es reizvoll, dass in der Bedeutungsdimension der Bilder ein letzter Rest von Unerklärlichem und Rätselhaftem bleibt.