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Muros De Enfrente

Rosanna Monteleone

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27. Juni bis 6. Juli 2014

Programm

Vernissage: Freitag, 27. Juni, ab 19.00 Uhr
mit anschliessendem Konzert «FROM KID»

Öffnungszeiten

Do. 18-20 Uhr
Fr. 17-20 Uhr
Sa. und So. 13-16 Uhr

zur Ausstellung / Veranstaltung

Ausgedientes aus Natur und Industrie ziehen eine Bahn durch das eg. Auf gebrauchten Sieben baut Rosanna Monteleone Formen zusammen, statistische Diagramme, welche an urbane Silhouette erinnern. Die Siebe überlappen sich und geben doch den Aus- und Durchblick durch den Raum frei. Pflanzenteile, die nicht durch ihren Gebrauch, sondern durch ihr Sein und Wachstum unterschiedlich geformt sind, ziehen sich als Hain entlang der Stadtsiebe, durch die wir in der letzten eg-Ausstellung streifen.

Es ist die allerletzte Ausstellung im eg! Nach genau einem Jahr und 10 Ausstellungen beenden wir das Ausstellungsprojekt eg. Für Alle die noch nie im eg waren: Es ist die letzte Chance!

Für die letzte Ausstellung im eg haben wir Rosanna Monteleone eingeladen. «Muros De Enfrente» heisst die letzte Ausstellung des eg.

Dies soll gefeiert werden! Wir danken all unseren Gästen, die uns stets unterstützt haben, den KünstlerInnen für die vielfältigen und spannenden Projekte, den Schreibenden für den Mut das Wort zu ergreifen und den Bands, die unsere Vernissage unvergesslich gemacht haben.

An der Vernissage von «Muros De Enfrente» wird das Duo FROM KID in der Gasse spielen.
Danach gibt’s Sound zum ausklingen…

Gleichzeitig feiern wir auch die Finissage der Ausstellung «Transitions» von Angela Wüst im kunstraumaarau und die Einweihung des Kunstprojektes im Lift des Ochsengässli 7.

Bye bye!
eg

zum Künstler, zur Künstlerin

Website von Rosanna Monteleone

Ausstellungskritik

Rosanna Monteleone
«Muros de Enfrente»

Von Gabriela Mighali, 28. Juni 2014

Hintereinander hängende Siebe, farbig mit geometrischen Formen bestickt, die an eine städtische Skyline erinnern, spielen mit dem Raum: Segmentieren ihn, formen ihn, legen den Fokus auf seine Tiefe und öffnen ihn zugleich, indem sie den Blick zum Fenster hin richten. Muros De Enfrente – die gegenüberliegenden Wände in Form der hängenden Objekte verschmelzen mit dem Raum als Ganzem und lassen trotz ihrem Dasein als gedachte Wände durch ihre Transparenz das Dahinter erahnen. Durch diese Überlagerung entsteht je nach Blickwinkel der BetracherInnen die Illusion einer Mise en Abyme – Bilder, die sich jeweils selbst enthalten und auf einen Fluchtpunkt zulaufen. Die Zeichnungen rechts des Eingangs arbeiten mit dem natürlichen Material Holz und erinnern bei naher Betrachtung an ein Labyrinth, bei etwas Entfernung an die Ästhetik von Stadtplänen. Die auf der linken Seite hängenden Agavenblätter –Erträge der Natur – werden als Gebäude betitelt und vervollständigen damit das urbane Muster des Ausstellungsraumes, welches an die (klein-)städtische Umgebung des egs anknüpft. Die Gesamtkonzeption der Ausstellung formt den Raum zu einem Ort, an dem die BesucherInnen sich frei bewegen und mit dem ganzen Körper erfahren dürfen, erfahren sollen. Für die Künstlerin Rosanna Monteleone ist die aktive Partizipation erwünscht – der Raum soll bereist und durch eigene Erfahrungen, Wünsche und Hintergründe der Rezipienten individuell enträtselt werden. Die „richtige“ Lesart gibt es nicht – vielmehr darf der Output der Künstlerin in das jeweils eigene, persönliche Leben übermittelt werden.

Monteleones Werke sind Zeugen ihrer eigenen Geschichte und begleitet von der Auseinandersetzung mit Konzepten wie Heimat, Ferne und der konstruierten Identität. Als Schweizerin mit italienischen und mexikanischen Ursprüngen verbindet sie Einflüsse aus verschiedenen kulturellen Systemen, die sie multimedial verarbeitet. Die Wurzellosigkeit wird dabei zur Maxime: Das Daheimsein und das Fremdsein treffen aufeinander, die Gebundenheit von Heimat an Ort und Zeit wird ersetzt durch ein agiles, sich stets im Wandel befindenden Verständnis von Heimat. Auch die Vorstellung der eigenen (nationalen) Identität als in sich geschlossenes System wird hinterfragt und stattdessen die Komplexität des individuellen Seins verarbeitet. Damit wird die binäre eurozentrische Vorstellung eines „Anderen“ als Negation des „Eigenen“ infrage gestellt – die Gegensätze scheinen sich gar anzunähern. Das scheinbar Fremde schwebt in diesem binären System stets in der Gefahr, exotisiert und dadurch der Ambivalenz von Interesse an diesem Exotischen einerseits und dessen Ablehnung anderseits ausgesetzt zu werden. Rosanna Monteleones Umgang mit Einflüssen aus verschiedenen kulturellen Systemen entzieht sich dieser Marginalisierung, da beispielsweise die Farbigkeit der bestickten Siebe von der Künstlerin nicht in erster Linie als Zeugen des bunten Exotischen deklariert werden. Ihre Elemente wählt sie aufgrund von persönlichem Interesse und nicht aufgrund ihrer Fremdartigkeit aus. Durch die Verschmelzung verschiedenster Materialen, Medien und Sprachen entstehen Kunstwerke, die sich von dem binären System der Zentrum-Peripherie Struktur lösen und stattdessen eine Plattform für individuelle (Kunst-)Erfahrung schaffen. Im eg kann das konkret heissen: Urbanität und organische Formen der Natur verschmelzen zu einem eigenen Kosmos, in welchem Grenzziehungen zwischen Stadt und Land, Heimat und Ferne ihre Wichtigkeit verlieren. In Rosanna Monteleones Werken lässt sich die Überzeugung erahnen, dass der Kunst das subversive Potenzial innewohnt, hinterfragend an gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen und damit ein politischer Akteur zu sein. In ihrem Umgang mit den Materialien arbeitet sie mit diesem Potenzial – richtet die Objekte für uns im Raum an, lässt uns ihre Ästhetik erkunden und führt Möglichkeiten vor, bestehende Grenzen mehr und mehr auszuloten und eine eigene Lesart von Kunst zu entwickeln.

© Gabriela Mighali

Kunstritik von Gabriela Mighali (PDF)

Bilder zur Ausstellung

Folgen nach Ausstellungsbeginn.

 

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