Passagen
Angela Wüst
11. Oktober bis 20 Oktober 2013
Programm
Vernissage 11. Oktober, ab 19.00 Uhr mit Konzert «The Playgrounds» playing some covers (ab ca. 20.30 uhr)
Öffnungszeiten
Do. 18-22 Uhr
Fr. 17-22 Uhr
Sa. und So. 13-16 Uhr
zur Ausstellung / Veranstaltung
Das «eg» behält sich vor einen Werbe- oder Pressetext der Ausstellung zu verfassen und möchte so gleich das Wort den eingeladenen Schreibenden überlassen. Der kritische Ausstellungsbericht zu «Passagen» wird am 12. Oktober 2013, einen Tag nach der Vernissage, online publiziert.
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Ausstellungskritik
Angela Wüst
«Passagen»
Ausstellung vom 11. Oktober bis 20. Oktober 2013, Ausstellungsraum eg
Von Miriam Suter, 12. Oktober 2013
„Ich habe mir eine kleine Erkältung eingefangen, aber ich glaube, die ist bald wieder weg“, sagt Angela Wüst und putzt sich die Nase. Wir stehen im Kunstraum eg in der Aarauer Altstadt und die 27-Jährige baut gerade ihre Ausstellung „Passagen“ auf. Im vorderen Drittel des Raumes sind sechs Projektoren aufgebaut. Sie projizieren zwei Fotos und farblich passende Folien an die kahlen Wände. Aufgenommen hat Angela das Bild, das an die grosse Wand im hintern Teil des Raumes geworfen wird, in New York. Es zeigt zwei junge Frauen auf einem Bürgersteig, im Hintergrund eine Feuerleiter und Schattenspiele.
Ein kurzes Gespräch zwischen den Projektoren.
Was ist die Idee hinter deiner Arbeit für die aktuelle Ausstellung?
Ich will die Fotografie in den Raum bringen. Das habe ich schon früher mit anderen Arbeiten gemacht, aber hier habe ich eine Möglichkeit entwickelt, neue räumliche Aspekte mit hinein zu bringen. Die besteht darin, dass es verschiedene Projektoren sind, die zusammen ein Bild generieren. Dafür arbeite ich mit Dias, die ich teils entwickeln lasse und teils selber auf Folien ausdrucke.
Wir stehen jetzt hier zwischen den Projektoren und sehen unsere Schatten auf dem Foto an der Wand.
Genau, das ist auch so beabsichtigt. Ich will, dass der Besucher durch seine Präsenz das was er und andere sehen, beeinflusst. Während der Ausstellung wird noch ein zweites Bild an die Wand ausserhalb des Kunstraums, gegenüber vom Eingang projiziert. Da ist es dann noch extremer, der Besucher läuft dann wirklich unweigerlich ins Bild wenn er zur Ausstellung kommen will. Das Spannende daran ist auch, dass man zu Beginn nicht unbedingt checkt, vor welchem Projektor man jetzt gerade steht, von wo sein eigener Schatten geworfen wird. Das könnte etwas sein, womit die Besucher Mühe haben. Denn eigentlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Leute Interaktion mit der Kunst mögen, aber nur, so lange sie es quasi unter Kontrolle haben. In meiner Ausstellung zwinge ich die Leute fast dazu, sich damit auseinanderzusetzen.
Wir haben vor diesem Interview übers Sich-Austauschen auf Social Media Plattformen geredet, übers Kommentieren auf Blogs und das Posten von Bildern auf Instagram – dort fällt es den Menschen offensichtlich leichter, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. In direkter Konfrontation mit einem Werk und dadurch mit sich selber sieht es aber anders aus. Soll deine Installation eine gesellschaftliche Kritik sein?
Das nicht unbedingt. Ich will Gedanken über das Medium provozieren. Das Schatten beispielsweise nicht zwingend Schwarz sein müssen, wie man hier sieht (Angela zeigt auf eine Projektion einer grünen Folie an einer Seitenwand). Es ist nichts Didaktisches aber etwas, was man sich vielleicht im Alltag nicht bewusst ist. Dass man das erfahren und überdenken kann, durch das eigene Einflussnehmen, wodurch die Ausstellung erst eigentlich generiert wird, das möchte ich erreichen. Es ist ja auch etwas sehr Visuelles, ich habe etwa die Farben der Folien auf das Foto abgestimmt. Siehst du, mit den Kleidern, mit ihrem Rock zum Beispiel.
Woher kam konkret die Inspiration für „Passagen“?
Mich inspiriert mein Alltag und mein Arbeiten. Ich habe früher schon oft Arbeiten mit Projektionen gemacht und dabei laufe ich immer gern zwischen den Projektoren herum und schaue mir die Bilder aus verschiedenen Perspektiven an, so bin ich etwa auf die Idee gekommen, den Zuschauer interagieren zu lassen, ihn zu integrieren. Ich fotografiere auch sehr viel und habe dadurch wohl ein geschärftes Auge und achte mich auf die feinen Dinge: Wie spielen die Schatten und Lichttemperaturen von verschiedenen Lichtquellen zusammen wenn. Oder, du kennst das bestimmt, wenn man unter einer Strassenlampe hindurch läuft und plötzlich wird man vom eigenen Schatten überholt – solche alltäglichen Erlebnisse haben mich auf die Idee für meine Ausstellung gebracht.
Angela macht eine kurze Pause, zündet sich eine Zigarette an und tritt aus dem eg aufs Kopfsteinpflaster. Wir diskutieren zusammen mit den eg-Gründerinnen über die Aarauer Szene und darüber, dass es mehr Junge braucht, die sich etwas trauen. Vielleicht kann das eg und innovative Ausstellungen wie „Passagen“ einen Grundstein dafür legen.
© Miriam Suter
Interview zur Ausstellung Passagen, Miriam Suter (PDF)
Bilder zur Ausstellung
Vernissage {enter} von Timo Ullmann @kunstraum & «Passagen» von Angela Wüst @eg