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«PROSPEKTIVE»

Flyer Simon Krebs

6. September bis 15 September 2013

Programm

Vernissage 6. Sept, ab 19.30 Uhr
mit Konzert «Beton»

Öffnungszeiten

Do. 18-22 Uhr
Fr. 17-22 Uhr
Sa. und So. 13-16 Uhr

zur Ausstellung / Veranstaltung

Simon Krebs ist der vierte Künstler-Gast im eg. In seiner Ausstellung „Prospektive“ vom 6. bis 15. September
zeigt er Drucke aus dem Risographen. Durch Vervielfältigung bringt er das weisse Blatt dazu doch mehr als Leere preis zu geben.

Das «eg» behält sich vor einen Werbe- oder Pressetext der Ausstellung zu verfassen und möchte so gleich das Wort den eingeladenen Schreibenden überlassen. Der kritische Ausstellungsbericht zu «PROSPEKTIVE» wird am 7. September 2013, einen Tag nach der Vernissage, online publiziert.

zum Künstler, zur Künstlerin

CV Simon Krebs (PDF)

Ausstellungskritik

Simon Krebs
«PROSPEKTIVE»
Ausstellung vom 6. September bis 15. September 2013, Ausstellungsraum eg

Von PHILIPP SPILLMANN, 7. September 2013

Rot und Blau.
Rot.
Blau.
Rot.
Blau.
Rotblau.
Blaurot.

 

Ein weisser Vorhang.
Ein leises Rauschen.
Eine Box, vier Lichter, zwei Farben, ein Gitter.
Ein Fenster, zwei Scheiben, zwei Farben, ein Licht.
Zwei Lautsprecher, ein Rhythmus. Atmen, Schnaufen, Marschieren.
Stillstehen.
Warten.
Horchen.
Sehen.
Fühlen.
Beobachten.
Ausharren.
Weitergehen.

 

Vier Bilder, vier Zahlen, zu viele Farben.
9
17
31
54.
Zu viele Farben.
Zwei.
Rot Blau
Blau Rot.

 

Eine Maschine, die druckt.
Eine Maschine, die schnauft.
Eine Maschine, die schreit und schlaucht.
Ein Gerät, das trommelt.
Eine Trommel, die sprüht.
Die Farbe, explodiert.
Der Apparat, der arbeitet.
Der Apparat, im Koma.
Der Apparat, eingezäunt in die Befehlsgewalt der Schalterbetätigung.

Es knattert und rattert, rattert und tattert, tattert und kleckst.
Es kleckst und knattert, tattert und rattert.
Er rattert und kleckst und knattert und qualmt.
Es kleckst und qualmt, knattert und tattert.
Es qualmt, knattert, rattert und kleckst.

Vier Bilder, vier Zahlen, keine Farben.
Nur Farbe.

Die Kleckse sterben, der Qualm erbricht,
Das Knattern erschlägt das Tattern lyncht das Rattern erwürgt den Apparat.

 

Am Boden, eine Platte.
Über dem Boden, schwebend ein Glas.
Am Glas haftend, klebend die Farbe.
Ein Muster aus sechs Nichtigkeiten, zusammengeleimt zu einem Minenfeld aus durchbrechenden Quadern.
Der Raum stürzt ein.
Die Farbe frisst sich durch das Glas, in das Licht, durch die Augen, mitten ins Bewusstsein.
Das Glas, der Seziertisch
Die Farbe, der Kreisaal,
Mein Kopf, eine Fehlgeburt.
Ein im Moment gebrandetes Scherbenwrack aus Bedeutungsflucht und Nichtloslassenkönnen.
Beständige Verständigung, beanstandet zwischen zwei Wimpernschlägen.

 

Weiter.

 

Eine Panikattacke aus Rot und Blau.

 

Ich muss hier raus.
Ich will näher ran.
Die Bilder, eine Wand.
Die Wände, eine Projektionsfläche.
Der Boden, ein Spiegel.
Die Decke, mein Grab.
Ich muss näher ran.
Ich will hier raus.

Ein panisches Rot aus einer Attacke von Blau.
Ein attackiertes Blau aus roter Panik.

 

Links
je nachdem, wie man es
dreht und wendet
oder wie lange,

öffnet sich,
entsteht,
durchbricht,
zerreisst,
schweigt,
schreit,
tippt,
tickt,

es von Wänden
es aus der Stille
es aus dem Dialog
es im Gleichschritt

in alle Richtungen
minus zwei

ein Kompass ohne Nadel
im Meer der Absonderung
an der Brandung zum sich Ereignenden
im Fluss des widerwillig durchgetrennten Produktlasters
Werk

ein Klebstreifen
gehängt
an der Wand
einer Wand
irgendeiner Wand
wie man sie überall findet
aber irgendwie, merkwürdigerweise doch nur hier, jetzt und sowieso

 

blaue Farbe
ein Streifen auf dem Streifen
über ihm
durch ihn
aber nicht: mit ihm
nicht mit ihm

weiter hinabgelassen
mit einer Fratze des Ich Ich Ich ignorier dich und halte meinen eigenen
aus dem Geschehen klaffenden
gleichgültigen
nichtssagenden
verhöhnenden
gewöhnlichen
unverwechselbaren
geheimnisvollen atemlos betäubten Monolog.

 

Eine Verschwörung der Farbe, in Komplizenschaft mit einem adoptierten Prozess
Ein montiertes Erlebnis, schamlos etikettiert am Flaschenboden eines namenlosen Restes
Ein rätselhaftes Eigenleben, gepaart mit verfallenen Koordinaten
Die Quittung der ausgeschalteten Gleichungsmaschine Fortschritt
Das Selbstbewusstsein des zur Adoption freigegebenen Moments.

 

9, 17, 31, 54. Vier Zahlen, eine Gleichung, die fehlt und unendlich viele Nummern, die ausgeschlossen bleiben.
9, 17, 31, 54. Vier Zahlen, aufgesetzt, hergerichtet, geschmückt und zur Verpackung bereit.
Vier Zahlen, von 150, die darauf warten, die Welt zu sehen.Eine Welt aus Atelierwänden, Galerienböden, Kunstkelleratmosphären oder Kunsthausfassaden.

Vier Zahlen, Zwei Farben.
Der Verputz bröckelt,
Die Mauern atmen,
Das Glas bricht,
Das Geschehen überlagert sich.
Alles hebt sich auf, im ungreifbaren Bruch einer Freisetzung des Kollateralen.

© Philipp Spillmann

Ausstellungskritik von Philipp Spillmann (PDF)

Bilder zur Ausstellung

Bilder der Vernissage «Prospektive» im eg

Kategorie: EG

2 Reaktionen zu “«PROSPEKTIVE»”

  1. Chris

    Regarding the concert, please do not confuse this band with the artist of almost same name and same city, doing improvised electronic music since 2004. Sincerely, b°tong.

    http://btongmusic.wix.com/btong
    https://de-de.facebook.co/btongmusic

  2. elel anchovy

    Nichts ist gewiss
    Ein Besuch erforderlich
    gezwängt zwischen
    einem Funken Erregung
    und liberalisiernder Ungewissheit
    das Interesse horcht

    Ich war nie dort
    War weg
    Aber nicht richtig weg
    Da muss ich hin
    dort wo es rattert
    Dort hin.

    Philipp: Ein spannendes Essay!

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